Grüne Kacke (Lyrik Stream)

 1
Ich steh einfach nur im Weg rum,
warum soll ich mich bewegen?
Es gibt nichts zu erreichen außer Ruhe.
Abgefedert von Blumen und der Unfähigkeit,
eine klare Antwort auf klare Fragen zu geben,
halte ich den Ereignissen stand.

2
Herr Stempel will deinen Lottogewinn
von deinem Monatseinkommen abziehen,
für ihn sind 1000 Euro nichtmal ein Klacks
und für uns die Zukunft und die Welt.
Diese Behördenmenschen,
die sich ehrenhaft an die Gesetze halten,
süchtig danach sind, alle Normen einzuhalten,
so loyal, dass selbst ihre Träume und ihre Fehlschläge
immer im Rahmen der Gesetze bleiben,
diese fanatischen Beamtenmaschinen
führen lieblose, bösartige Gesetze aus,
gleich einer Maschine, die sich von Geld ernährt
und Millionen verlorener Menschen benutzt,
um Geld zu beschaffen und zu verzehren.
Ihren tiefsten Empfindungen verdorben
vom ewigen Licht der absoluten Rechts,
sind sie niemals in der Lage,
Verlierern Glück zu gönnen.
Ihre Hörigkeit ist das Wesen deutscher Stärke.
Sie können sich nicht schämen,
nicht an sich zweifeln,
genau wie ihr Gott.
Jeder Mensch will Macht
in einem mächtigen System.
Der Sozialstaat hat das Potential
sich zu verwandeln
in eine autoritäre, spirituelle Nazi-Sekte,

3
Eine Todesahnung weht 
durch die leeren Korridore der Kindheit.
Unbewiesene Küsse auf dem Feld.
Ich vermisse die Unsicherheit zwischen uns,
die uns abtrünnig macht,
ich möchte mit dir sanft zur Seite knicken,
mit vulkanischem Herzen in der Dunkelheit liegen
und auf neue Ereignisse warten.
Ich muss mich öffnen.
Ich will irgendwo kleben bleiben.
Ich würde mich so gern auf bestimmte Menschen verlassen,
aber ich trau mich nicht.
Die Hoffnung, dass es sich nicht weiter verschärft,
dass sich alles verlangsamt, alles aufatmet,
alle Gehetzten, Geknechteten, Drangsalierten
im warmen Sommerregen beten,
auf allen öffentlich-rechtlichen Sendern,
bis tief in die Nacht.

4
Möge die Stagnation nicht alles sein,
was unserem Bewusstsein blüht, wenn wir älter werden,
wenn wir einfach endgültig abrutschen,
wenn wir uns nicht mehr halten können
und in die Suppe der Endgültigkeit stürzen,
angekommen in den grellen, fettigen Zwanziger Jahren.
Mit meinem Herumschäumen und Stottern
und Herummaulen und Bröckeln werde ich mich zerkleinern,
aus der Bahn werfen, einen Mittelfinger in Volksliteratur verwandeln,
ich habe tiefe, schwarze Sehnsucht nach einem Bruch;
eine Abrechnung, die mein Leben anknaxt.
Es kann sein, dass ich ans Ende dieser Stadt gekommen bin.

5
Ich beschädige mein Gehirn
solang, bis ich mich verwandelt habe.
Gern würde ich die Kathedrale meiner Unausgeglichenheit 
zum Mittelpunkt des Lebens erklären,
aber mit diesem Körper geht das nicht.
Eines Tages, wenn ich meinen Metaphern glauben kann,
werfen wir unseren ganzen Kram aus dem Fenster.
Konkrete Maßnahmen fordert der Ausnahmezustand.
Unser Rausch wird nachhaltig sein.
Wir legen Spuren, justieren Regler, warten ab.
Justieren nach, kratzen uns am Kopf.
Es gibt nichts besseres, als
während einer grundlosen Euphorie
den Kopf zu verlieren,
vom rechten Weg abzukommen.
es gibt nichts besseres mehr zu tun
für dich.

6
Ich sitze auf dieser Parkbank,
gleich ist der Himmel dunkel,
ich phantasiere mich in neue Musik hinein.
Noch befinde ich mich nicht in einem Körper,
der in der Lage wäre, die Musik zu komponieren, 
die ich nötig habe.
Ich empfinde bereits diese uralte, düstere Heiligkeit von Orgeltönen, die gespenstisch-manische Gottlosigkeit eines Drum-Loops in einem verspiegelten Korridor, den man an der Rückseite der Tage und Wochen und Monate und Jahre angebracht hat, durch den hindurch du dich bewegst auf ein helles Licht zu, das nicht mehr als eine Idee ist, eine warm-strahlende Idee, die dich wärmt, dich in ihrem Bannkreis hält und, wenn du dich nicht bewegst, dich langsam an sich zieht: diese Idee ist das Gegenteil von Pessimismus, das Gegenteil von Realismus und das Gegenteil von Dogmatismus. Wie lang wird das Licht noch leuchten?
Das Meiste ist nur eine Ablenkung von dem, was sich schlecht kauen und verdauen lässt; 
"Lern zu vergessen!", rufen die Erfindungen und Kunstwerke und Werbeanzeigen und Geräte und Blumen und Autos dir zu. Das Ziel ist erreicht, wenn man so wenig verstanden wird, wie man sich selbst versteht.
Herr Flamingo hat es eilig, er weicht den Pfützen im Weg aus: "Wenn ich zur spät zur Arbeit komme, gehen sie mir an mein Gefieder!"